Dr. Robert A. Goehlich, AIRBUS Operations


Mit 150 Teilnehmern ausverkauft


Nicht nur das es frühzeitig ausverkauft war, sondern eine lange Warteliste von Interessenten, die auch kurzfristig gern gekommen wären, zeigte die überwältigende Resonanz auf das Thema Smart Textiles in der Luftfahrt.

Die Werksführung bei Airbus erlaubte einen eindrucksvollen Blick hinter die Kulissen der Fertigung von Großraumflugzeugen.
Noch haben Textilien mit Intelligenz zum Beispiel zur Klimatisierung, Datenerfassung und für ein individuelles optisches Wohlfühlambiente im Flugzeugbau wegen des jahrzehntelangen Planungsvorlaufs kaum Berührungspunkte. Ein Grund mehr für das praxisorientierte Anwenderforum Smart Textiles, sich nach Schiff- und Schienenfahrzeugbau bei Airbus in Hamburg einzuladen.

Tenor der vom Greizer Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland (TITV Greiz) mit 150 Mittelständlern und Wissenschaftlern organisierten Veranstaltung: Smart-Textiles-Hybridwerkstoffe stehen in mannigfaltiger Anwendungsbreite am Start; die automatisierte Fertigung wird zum Beispiel von im Textil oder gar im Faden integrierter Sensorik als sogenannte „e-Textiles“ greifbar.

Dass die Flugzeugindustrie künftig die neuen funktionalen Möglichkeiten wie textile Sensorik und Aktorik nutzen wird, halten laut aktueller Studie „Textile Zukunft“ im Auftrag des Gesamtverbandes textil+mode 80 Prozent der Befragten für wahrscheinlich; zwei Drittel sagten textile Landeklappen voraus. Die tragenden Rumpf- und Flügelstrukturen des neuen Langstrecken-Jets Airbus 350 XWB bestehen bereits zu 53 Prozent aus superleichten Kohlefaser-Verbundwerkstoffen.

Die Smart Textiles finden jetzt schon Einzug in die Arbeitswelt. Die Referenten von Airbus, Bosch und Startups wie „Ghost- feel it“ berichteten über den Einzug von Smart Textiles in die Arbeitswelt. Durch die steigende Anzahl intelligenter und vernetzter Geräte wächst die Nachfrage nach intelligenten Lösungen für eine Mensch-Maschine-Interaktion. Smarte Textilien ermöglichen eine anwendungsorientierte Integration von Funktionen zur direkten Interaktion mit dem Nutzer. Textile Sensorflächen u. a. zur Übertragung von Energie und Signalen, wie z. B. in intelligenten Handschuhen, haben nach Worten von Dr. Thorsten Sohnke eine große Zukunft. „Wir schauen immer mehr in Richtung Smart Textiles“, so der Bosch-Forscher aus Stuttgart.

Um Montagearbeiten unter extremen Bedingungen zu erleichtern, stellte Airbus ein kühlendes T-Shirt vor. Das Cooled T-Shirt ist das Ergebnis eines gemeinsamen Projektes von Airbus und dem TITV Greiz. Der Airbus-Projektleiter Dr. Goehlich lobte: „Das TITV ist einer der freundlichsten und motiviertesten Dienstleister, mit denen wir bei Airbus zusammengearbeitet haben.“

Textilmaschinenhersteller wie Karl Mayer und Jakob Müller präsentierten Lösungen, wie mit klassischen Textilmaschinen Smart-Textiles-Produkte effektiv hergestellt werden können. Ein Beispiel ist ein schickes Vitalparameter-Shirt für Sportler, das auch schon auf der ITMA mit Erfolg vorgestellt wurde. Auf großes Interesse stoßen die gewebten Heizsohlen und der textile Taschenrechner, die auf der MDW® -Webmaschine von Jakob Müller hergestellt wurden.

Nach gut 20jährigem Forschungs- und Entwicklungsvorlauf zu dem Großthema, das in Deutschland seinerzeit beim TITV Greiz mit elektrisch leitenden Fasern begann, loteten Experten auf der Veranstaltung den zu erwarteten Anwendernutzen aus: „Die inzwischen dritte Generation smarter textiler Werkstoffe hat das Potenzial, für Nutzer enormen Mehrwert zu schaffen“, so Dr. Uwe Mazura, Geschäftsführer von t+m.

Deutschland gehört bei Smart-Textiles-Entwicklungen mit Blick auf den Fahrzeugbau, die Medizintechnik und die Bekleidungsindustrie weltweit mit zu den Vorreitern. Internationalen Studien zufolge werden in diesem Milliardenmarkt jährlich zweistellige Wachstumsraten erwartet.

Das 9. Anwenderforum SMART TEXTILES findet am 09./10. März 2021 statt.